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Warum Affirmationen oftmals nicht wirken

Aktualisiert: 19. Juni 2020


Fehler 1: Zu schnell zu viel erreichen zu wollen

Affirmationen sind äußerst hilfreich beim Abbau von einschränkenden Überzeugungen und bei der Entwicklung von mehr Selbstvertrauen. Wenn Sie jedoch versuchen, zu viel auf einmal zu verändern, laufen Sie Gefahr, nicht weiterzukommen. Anstatt zum Beispiel auf Anhieb zu formulieren: „Ich liebe meinen Körper“, starten Sie etwa mit „Es ist okay, meinen Körper zu lieben und anzunehmen“. Denken Sie daran, dass viele Ihrer bestehenden Überzeugungen alte, sehr tief etablierte Denkmuster sind und es einige Zeit dauern kann, sie zu ändern. Ihre Erfolgschancen sind viel größer, wenn Sie einen Schritt nach dem anderen machen, anstatt zu versuchen, mit nur einem Sprung das gewünschte Ergebnis zu erreichen.


Fehler 2: Der Versuch, das Unglaubliche zu glauben

Einige Affirmationen werden nicht funktionieren, weil sie einfach zu unrealistisch sind. Wenn Sie zum Beispiel derzeit 20.000 Euro pro Jahr verdienen, erstellen Sie bitte keine Affirmation wie „Ich verdiene 1.000.000 Euro pro Jahr“, weil das einfach zu weit außerhalb des Möglichen ist. Bei der Wiederholung einer solchen Affirmation würde Ihr Verstand einen Widerstand erzeugen. Besser wäre es, in diesem Fall zu formulieren, dass Sie Ihr laufendes Einkommen im nächsten Jahr zum Beispiel um 20 Prozent erhöhen wollen, oder Sie wählen ein Ziel, das nur geringfügig größer ist, wie zum Beispiel das Verdienen von zusätzlichen 3.000 Euro im nächsten Jahr. Die Grenzen von Affirmationen liegen immer dort, wo Unwahrscheinliches oder gar Wundersames wahr werden soll. Der plötzliche Lottogewinn, das neue Auto, das zufällig vor der Tür steht, oder der Traumpartner, der sich aus Versehen zu einem verirrt und an der Haustür läutet.


Fehler 3: Inkonsequentes Handeln

Sie müssen Ihre Affirmationen konsequent und proaktiv anwenden, damit sie funktionieren! Neue Gewohnheiten zu bilden, ist herausfordernd. Seien Sie sehr konsequent, oder Sie werden aufgrund mangelnder Ergebnisse wahrscheinlich das Interesse verlieren.


Fehler 4: Zu wenig Geduld

Es wäre großartig, wenn Sie ein paar Mal eine Affirmation rezitieren würden, und alles um Sie herum wäre verändert wie durch Zauberei ... Aber wir wissen, dass das nicht passieren wird. Also erwarten Sie bitte keine Wunder; es ist wichtig, realistisch zu sein. Denken Sie daran, dass die Affirmation nur Ihre Überzeugungen verbessern und Sie motivieren kann. Sie wird nicht die Maßnahmen für Sie ergreifen.


Keine Wirkung

Millionen von Menschen glauben an die Kraft des positiven Denkens, um das Leben zu verbessern und um Glück und Erfolg zu erlangen. Aber Affirmationen funktionieren nicht bei allen Menschen. In einer Studie, die an der University of Waterloo in Kanada im Jahr 2009 durchgeführt wurde, testete man die Wirkung positiver Affirmationen auf Menschen und deren Selbstwertgefühl.


Für die Studie unterteilten die Forscher eine Gruppe von 68 Personen in zwei Untergruppen: Die Hälfte der Teilnehmer wurde aufgefordert, in vier Minuten alles aufzuschreiben, was ihnen in den Sinn kommt, während die andere Hälfte die gleichen Anweisungen erhielt. Diesen Studienteilnehmern allerdings wurde zusätzlich gesagt, sie sollen alle 15 Sekunden, wenn eine Glocke läutete, „Ich bin eine liebenswerte Person“ denken. Nach diesen vier Minuten wurde jeder Person eine Reihe von Fragen gestellt, um die Stimmung und das Selbstwertgefühl zu messen. Die Skala reichte von 0 bis 35.


Das Studienergebnis: Teilnehmer mit gesundem Selbstwertgefühl, welche die Affirmation „Ich bin eine liebenswerte Person“ wiederholt hatten, wiesen im Durchschnitt einen Wert von 31 auf. Teilnehmer, die diese Affirmation nicht dachten, erzielten einen Durchschnitt von lediglich 25. Bei den Studienteilnehmern mit geringem Selbstwertgefühl sah das Ergebnis jedoch anders aus: Teilnehmer mit geringem Selbstwertgefühl, welche die Affirmation „Ich bin eine liebenswerte Person“ wiederholt hatten, wiesen im Durchschnitt einen Wert von 10 auf, während diejenigen, die diese Affirmation nicht dachten, einen Durchschnitt von 17 erzielten. Die leitende Wissenschaftlerin Joanne Wood, Professorin für Psychologie an der University of Waterloo, hielt dazu fest: „Es scheint, dass positive Selbstaussagen trotz ihrer weit verbreiteten Anerkennung für Menschen, die sie am meisten brauchen, nach hinten losgehen können.“ Sie geht davon aus, dass positive Affirmationen nicht für Menschen mit negativem Selbstbild und geringem Selbstwertgefühl funktionieren, weil sie mit den Ansichten dieser Menschen über sich selbst in Widerspruch stehen. Wenn positive Selbstaussagen stark mit der eigenen Selbstwahrnehmung kollidieren, gibt es nicht nur Widerstand, sondern mitunter eine Stärkung der negativen Selbstwahrnehmung.


Aus diesem Grund ist auch so wichtig, dass Sie Ihre Affirmation sprachlich individuell an sich anpassen und nicht einfach vorgefertigte Affirmationen übernehmen.

Wenn Affirmationen nicht wirken: Obwohl die oben beschriebenen Techniken durchaus wirksam sind, kann es sein, dass sich trotzdem keine Erfolge einstellen oder dass mit dem Üben immer mehr und mehr negative Gefühle auftauchen. Dann sollten Sie nicht einfach weitermachen. Autosuggestionen können nämlich nur dann funktionieren, wenn es keine weiteren Hemmnisse gibt, die eine positive Wirkung verhindern. Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit ihrem Auto von hier zu einem Zielort fahren. Auf diesem Weg müssen Sie eine bestimmte Straße nehmen, die sie nicht umfahren können. Ihr Auto funktioniert tadellos, die Kunst des Autofahrens beherrschen Sie seit Langem, der Weg ist Ihnen bekannt, und der Tank ist voll. Aber diese bestimmte Straße ist gerade gesperrt und derzeit nicht passierbar. Dann kommen Sie einfach nicht ans Ziel. Die Straße muss zuerst repariert werden, bevor Sie sie entlangfahren können.


Wenn also Ihre Autosuggestionen nicht funktionieren, dann kann es sein, dass es etwas in Ihrer Psyche gibt, was Sie zuerst bearbeiten sollten. Vielleicht müssen Sie vorher noch etwas lernen oder über sich erfahren; Sie können ja auch keine mathematischen Gleichungssysteme lösen, wenn Sie die Grundrechenarten nicht beherrschen. Das hat mit dem Wirkungsprinzip Ihrer Autosuggestionen nichts zu tun, aber diese haben für den Moment vielleicht noch den falschen Fokus.


Hier brauchen Sie einen helfenden Dritten, einen professionellen Coach oder Psychotherapeuten, der das erkennen kann und Ihre Bemühungen in die richtige Richtung lenkt. Um in der oben angeführten Metapher zu bleiben: Sie brauchen dann einen Straßenbautechniker, der Ihnen zeigt, welche Möglichkeiten es gibt, die Straße zu reparieren. Die Reparaturen müssen Sie natürlich selbst durchführen; ein anderer kann das nicht für Sie tun. Eines der Werkzeuge dafür sind Ihre Affirmationen. Aber wahrscheinlich brauchen Sie noch weitere.


Achten Sie bei der Auswahl professioneller Unterstützung immer auf die Qualifikation, die Erfahrung und die Methode, die für das Coaching, die Beratung oder die Psychotherapie angewendet werden soll. Es ist nur dann sinnvoll, sich auf eine Behandlung einzulassen, wenn man dabei auch ein gutes Gefühl hat.


Genauso wichtig wie die Methode ist die Person des Therapeuten. Denn psychologisches Coaching oder eine Psychotherapie funktionieren nur, wenn die Beziehung zwischen Ihnen und dem Coach/Psychotherapeuten passt. Sie müssen dem Menschen vertrauen können und sich bei ihm sicher und respektiert fühlen. Wenn dieses Vertrauen fehlt oder wenn Sie das Gefühl haben, bei diesem Behandler nicht alles sagen zu können, dann ist das ein ernstes Warnsignal, das wahrscheinlich bedeutet, dass dies nicht der richtige Therapeut für Sie ist. Professionelle Coaches, Psychologen oder Psychotherapeuten bieten immer ein unverbindliches Erstgespräch an. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um für sich herauszufinden, ob Sie auch wirklich ein gutes Gefühl bei der Person haben.


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